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DMEA 2022: Zukunftsweisende Innovationen für eine bessere Gesundheits­versorgung

So schnell vergingen die drei Messetage der DMEA – Connecting Digital Health. Nachdem die DMEA pandemiebedingt in den vergangenen Jahren als rein digitales Event stattfand konnten sich Fachbesucherinnen und Fachbesucher, Speaker aus dem In- und Ausland und Aussteller wieder in Präsenz auf dem Berliner Messegelände treffen und austauschen. Im Vordergrund standen dabei die Vernetzung und Kontaktpflege. Von Telemedizin und KI-Anwendungen über medizinische Informationssysteme, OP-Technik, DiGA bis hin zu IT-Infrastruktur und Hardware – die Bandbreite der Innovationen war vielseitig. 

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach eröffnete die DMEA 2022. Sein Credo: den Ausbau der digitalen Infrastruktur im Gesundheitswesen zu beschleunigen und unter Aspekte des medizinischen Nutzens zu stellen. Der Rollout des E-Rezeptes ist für die zweite Jahreshälfte geplant.

Strategiegesetz ist in Planung

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach hat ein Strategiegesetz für die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland angekündigt. Bisher gebe es zwar „viel Taktik, viel Technik, viel Innovation“, sagte der DMEA-Schirmherr, es fehle aber an einer „übergreifenden Strategie“, die festlege: „Wo wollen wir wann sein, und was sind die Anwendungen, die dem Nutzer das Gefühl geben, er bekommt eine neue Medizin“. Der Nutzen der Digitalisierung müsse täglich auf allen Ebenen für Patienten und für Leistungserbringer erlebbar und spürbar werden.

Nutzen schneller in Anwendung bringen

Dafür müsse die Anwendung in den Vordergrund rücken, sagte Lauterbach. Digitalisierung im Gesundheitswesen bedeute für ihn „eine bessere Medizin“ in Arztpraxen und Krankenhäuern zu bewirken, die ohne digitale Prozesse nicht möglich wäre. Deshalb werde er nach der Sommerpause einen Strategieprozess ausrollen, in dem alle Beteiligten gemeinsam arbeiten. Am Ende dieses Verfahrens werde ein Gesetz stehen, das Strategie und Infrastruktur zusammenbringt.

Denn gleichzeitig müsse der Ausbau der Infrastruktur beschleunigt werden, betonte Lauterbach. Er habe schon im Jahr 2002 für die Einführung einer elektronischen Patientenakte (ePA) plädiert. Dass diese 20 Jahre später immer noch nicht vollständig eingeführt sei, hätte er sich damals nicht träumen lassen. Die ePA sei aber das Kernstück der Digitalisierung, die Ärztinnen und Ärzten ein ganz anderes Arbeiten ermögliche, Befunde zusammentrage und Doppeluntersuchungen vermeide. Im Zusammenspiel mit anderen Anwendungen wie E-Rezept, elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder digitaler Identitätsnachweis komme so „tatsächlich eine neue Medizin zustande“.

E-Rezept: Rollout steht in zweiter Jahreshälfte an

Ein Beispiel für die „neue Medizin“ sei der digitale Identitätsnachweis (E-ID), der zum Beispiel leichtere Einträge in Organspenden-Register ermögliche, die Online-Sprechstunde oder anschließend die Ausstellung eines E-Rezeptes. Den Rollout des E-Rezeptes stellte Lauterbach für die zweite Jahreshälfte in Aussicht. In der aktuellen Testphase seien bislang 10.000 E-Rezepte ausgestellt worden. Die Zielmarke von 30.000 werde voraussichtlich im Sommer erreicht. Dann folge der Rollout  und eine Weiterentwicklung des E-Rezeptes, die den Nutzwert für den Patienten stärker betone.

Selbst ist der/die Patient/in

Der zweite DMEA-Tag war erneut mit hochinteressanten Vorträgen, Formaten und Messeführungen gespickt. Bei „Start me up! DiGA und Mobile Health“ zeigt sich, dass Apps beim Disease Management der eigenen Krankheit Großes bewirken können.

Schlaganfall-Nachsorge, Prävention gegen Rückenschmerz, Lindern von Tinnitus, Soforthilfe bei Insektenstichen. Die Bandbreite ist groß, die Ideen sind originell: Start Me Up! ist das neue Pitch-Format der DMEA, bei dem sich in einer Session immer sieben Start-ups jeweils drei Minuten auf der Bühne präsentieren. Im Bereich DiGA und Mobile Health ging es am zweiten Tag der DMEA vor allem um eines: die Selbstermächtigung von Patientinnen und Patienten.

Die App harmody der Tech & Life Solutions GmbH zum Beispiel soll Tinnitus-Symptome lindern. Sie ist ein Audioplayer, der die individuelle Tinnitus-Frequenz des Users ermittelt. Die Betroffenen können ihre Wunschmusik hochladen. Die App passt die Tonlage so an, dass die Musik das Tinnitus-Geräusch überblendet.

Auf personalisierte Ernährung, die Entzündungsprozesse im Körper stoppen und so schweren Erkrankungen vorbeugen soll, setzt Perfood. Dabei wird der Glukosespiegel im Blut kontinuierlich gemessen und zusammen mit anderen Wearable-Messwerten analysiert. Ein digitaler Coach hilft dem Nutzer, sein individuelles Ernährungsprofil umzusetzen.

Das Patientenportal heyPatient will Patienten und Leistungserbringern die Kommunikation erleichtern. Anbieter können sich auf der Online-Plattform einschreiben. Patientinnen und Patienten wiederum können sie dort finden, gezielt Termine vereinbaren – von der Schwangerschaftsuntersuchung bis zum MRT oder Unfallnachsorge – und die für den Termin benötigten Unterlagen im Vorfeld hochladen und auf Fragen oder Aufgaben der Anbieter reagieren.

DMEA 2022 Berlin

Zukünftige Dienste der Telematikinfrastruktur

Am dritten und letzten Messetag stand die Telematikinfrastruktur (TI) im Fokus. Ziel der ersten Session war es, ausgehend von einer Bestandsaufnahme zur aktuellen Telematikinfrastruktur, ausgewählte Themen zu Funktionalität, Usability, TI Messenger, Migrationskonzept und Nutzen der zukünftigen TI anzusprechen und zu diskutieren. Dadurch sollten gleichzeitig wertvolle Hinweise zur Vorbereitung an die betroffenen Einrichtungen auf die TI 2.0 gegeben werden.

Mit der Neuausrichtung der Telematikinfrastruktur als TI 2.0 wird nicht nur ein Mehrwert für die sektorenübergreifende Kommunikation der Leistungserbringer und weiterer Gesundheitseinrichtungen erwartet, es sollen auch die Voraussetzungen für eine bessere Akzeptanz zur Nutzung von Gesundheitsakten durch die Patienten geschaffen werden.

Eine wichtige Zusatzkomponente sind hierfür sichere Messenger-Dienste, über deren Erprobung auf der Stroke Unit des Universitätsklinikums Frankfurt berichtet wird. Wie die Herausforderungen hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit angegangen werden, wird am Beispiel des rollenbasierten, föderierten Identitätsmanagements aufgezeigt.

Ausgehend von der Einordnung der Konzepte der TI 2.0 im internationalen Vergleich behandelte die Podiumsdiskussion die Frage, inwieweit die TI 2.0 die Aufgabe als zukunftsfähige und nachhaltige Infrastruktur für die Kommunikation und Kooperation im deutschen Gesundheitswesen übernehmen kann und welche Anforderungen auf die medizinischen Einrichtungen zukommen.

Vernetzte Versorgung 2022: Schaffen wir es jetzt endlich?

Die Verbesserung der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit aller an der Gesundheitsversorgung beteiligten Personen ist ein Dauerbrenner im deutschen Gesundheitswesen. Allerdings ist das Thema Intersektoralität aktueller denn je zu vor: Getreu dem Leitsatz die richtige Information, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort verspricht der Einsatz von IT-Lösungen sektorale Hürden zu überwinden. Mittels digitaler Technologien können medizinische Behandlungspfade besser geplant und gesteuert werden sowie Patientinnen und Patienten in ihren Genesungsprozess einbezogen werden. Gleichzeitig stellen digitale Anwendungen Lösungsansätze für die Ambulantisierung und Begegnung aktueller Herausforderungen wie der Sicherstellung der ländlichen Versorgung und die Kompensierung knapper personeller Ressourcen dar. Dennoch sind bisher viele Leuchtturmprojekte Insellösungen geblieben oder waren langfristig nicht finanziell tragbar. Mit der Telematikinfrastruktur, steht nun ein projektunabhängiges und deutschlandweit ausgebautes Gesundheitsdatennetz zur Verfügung, das mit den Anwendungen KIM und TIM neue Kommunikationsmöglichkeiten schafft. Diese Session gab ein Status Update zur vernetzten Versorgung 2022 und Impulse sowie einen Ausblick auf dem Weg zu einem national vernetzten Gesundheitssystem.

Die dimater ist ein erfahrener Partner für intelligente Software und SaaS Lösungen für Pharmakonzerne, Krankenkassen und Dienstleister der Gesundheitsbranche. Mit der schnellen Anbindung an die TI unterstützt der API-Spezialist seine Geschäftspartner und übernimmt anschließend die kompletten operativen Anpassungen und Updates. Das Leistungsspektrum des Leverkusener Unternehmens umfasst neben der Anbindung an die TI, die Entwicklung und den Betrieb individueller, zukunftsweisender Software-Lösungen für eHealth im Kundenauftrag.

DMEA Berlin 2023

Veranstalter der DMEA zieht positive Bilanz

Mehr als 11.000 Besucherinnen und Besucher, über 500 Aussteller und 300 nationale und internationale Speaker – die DMEA ging erfolgreich zu Ende. Mit einem Plus von vier Prozent gegenüber 2019 als die letzte Präsenzmesse vor der Corona-Pandemie stattfand, konnte die DMEA die Teilnehmerzahlen steigern.

Gerrit Schick, Vorstandvorsitzender, Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V., Veranstalter der DMEA:

„Für mich waren es drei Tage voller spannender Begegnungen, wertvollem Austausch und erkenntnisreicher Sessions. Zahlreiche maßgebliche Personen aus Politik, Wirtschaft und der Gesundheitsversorgung waren vor Ort und zeigten, dass die DMEA „the place to be“ ist, wenn es um die digitale Transformation des Gesundheitswesens geht. Es ist schlichtweg unmöglich, ein einzelnes Thema der Messe hervorzuheben: Zu hoch ist die Dynamik in diversen Themenfeldern und der damit verbundene Innovationsdruck gewaltig. Ich bin sehr froh, dass die DMEA sich sowohl messbar als auch spürbar weiterentwickelt hat und die lange Zwangspause ein so gutes Ende gefunden hat.“

Vom 26. bis 28. April 2023 dreht sich auf dem Berliner Messegelände mit der nächsten DMEA wieder alles um die Digitalisierung des Gesundheitswesens.