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Die Telematikinfrastruktur (TI): Kommunikation innerhalb des größten digitalen Gesundheits­netzes

Haben Sie sich eigentlich schon einmal überlegt, wo Ihre Daten zu Ihrer Gesundheit überall zu finden sind? Diese werden an verschiedenen Orten und Stellen gespeichert – Impfpass, Mutterpass, Gesundheitsakte beim Hausarzt, Röntgenbild und EKG. Ihr Orthopäde möchte gerne die letzten MRT-Aufnahmen vom Rücken sehen, aber diese liegen leider bei Ihnen zu Hause. Hinzu kommt der moderne Patient, der alles mit seiner Smartwatch oder auf diversen Gesundheitsapps speichert. So sind alle Daten irgendwo, aber nicht unbedingt an einem Ort. Wirklich sicher ist die verstreute Aufbewahrung daher nicht. 

Hinzu kommt: Unsere Gesundheitsdaten stehen zwar zur Verfügung, sie sind aber nicht immer sofort abrufbar – und das kann sogar gefährlich werden. Zum Beispiel, wenn Patienten von verschiedenen Ärzten Medikamente für unterschiedliche Erkrankungen verschrieben bekommen und diese dann noch mit frei verkäuflichen Präparaten aus der Apotheke ergänzen. Wenn das nicht bekannt ist, können gefährliche Wechsel- oder Nebenwirkungen entstehen. Ähnlich ist es bei einem Unfall, wenn eine Bluttransfusion benötigt wird. Wer weiß schon genau, was seine Blutgruppe ist? Deshalb wäre es ideal, wenn jeder Arzt im richtigen Moment die richtigen Informationen bekommt. Das dient auch dazu, dass Patienten die bestmögliche Versorgung erhalten.

Viele Menschen stehen allerdings der digitalen Speicherung Ihrer Daten skeptisch gegenüber. Dabei ist das wesentlich sicherer, als wenn die Daten überall verstreut herumliegen, so wie es bisher der Fall ist. Voraussetzung für die digitale Speicherung ist, dass es eine technische Lösung gibt, die genau geregelt ist und maximale Sicherheit bietet. Hier kommt die sogenannte Telematikinfrastruktur (TI) ins Spiel. Ziel ist es, dass irgendwann alle Daten zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort verfügbar sind. Die TI ist ein bundesweites Datennetz, vergleichbar mit dem Internet, aber viel sicherer. In der TI werden alle Ärzte, Krankenhäuser, Apotheker etc. vernetzt. Damit kann man z. B. auf einen Blick sehen, welche Medikamente ein Patient einnimmt oder im Notfall auf lebenswichtige Daten zurückgreifen. Dafür gibt es heute bereits gut funktionierende Vorbilder, wie z. B. das Arzneimittelkonto in Nordrhein-Westfalen. Mit der TI werden solche Lösungen umfassend und überall umsetzbar. 

Und so funktioniert das Ganze: Aktuell werden in diesem Netz nur die Daten überprüft, die auf der Gesundheitskarte stehen (wie die Adresse). Später können in der TI alle gewünschten Gesundheitsdaten übermittelt werden. Die Daten landen dann, wenn der Patient möchte, z. B. in einer elektronischen Gesundheitsakte (ePA). Wer auf diese Daten in seiner Akte zugreifen kann, entscheidet alleine der Patient und zukünftig kann er selbst alle Daten, die darin gespeichert sind, auf seinem Smartphone abrufen. Die Vernetzung der Daten durch alle Akteure in der TI, erfolgt dabei nur, wenn es die Patienten erlauben. Außerdem können nur solche Personen zugreifen, die sich als beruflich dazu berechtigt ausweisen. Damit die Datenübermittlung auch wirklich sicher ist, wird dafür ein Sicherheitsstandard verwendet, wie ihn sonst z. B. das Militär nutzt.

Der Sicherheitsstandard der Telematikinfrastruktur ist damit sogar sicherer als Online-Banking.

Für die Verfügbarkeit und Verarbeitung unserer Gesundheitsdaten gilt also sicher ist sicher. Im folgenden Abschnitt stellen wir die Telematikinfrastruktur für Gesundheitsdaten genauer vor und listen anschließend die aktuellen Anwendungsbereiche auf.

telematikinfrastruktur

Telematikinfrastruktur

Der Begriff Telematik setzt sich aus den Begriffen Telekommunikation und Informatik zusammen. Er bezeichnet das Zusammenspiel verschiedener IT-Systeme, die benötigt werden, um Informationen aus unterschiedlichen Quellen miteinander zu verknüpfen.

Die Telematikinfrastruktur ist also ein spezieller Datenraum, der alle Akteure des Gesundheitssystems miteinander verbindet. So kann ein sicherer Informationsaustausch zwischen Sektoren und Systemen gewährleistet werden – sei es zwischen Arztpraxen oder anderen Heilberuflern, Apotheken und Krankenhäusern im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen. Es handelt sich um einen geschlossenen Datenraum, auf den nur registrierte Nutzer (Einzelpersonen oder Institutionen) mit einem elektronischen Heilberufsausweis oder einem SMC-B-Ausweis für Arztpraxen zugreifen können.

Um den Anforderungen des Datenschutzes und der Datensicherheit gerecht zu werden und insbesondere die medizinischen Daten der Patienten zu schützen, haben sehr starke Sicherheitsmechanismen in der Telematikinfrastruktur einen hohen Stellenwert. Die sichere, verschlüsselte Kommunikation zwischen bekannten Partnern und der Schutz vor dem Zugriff auf sensible Informationen sind daher die Eckpfeiler der Telematikinfrastruktur.

Um die sichere Kommunikation und den Schutz sensibler Informationen in der Telematikinfrastruktur langfristig zu gewährleisten, überprüft das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) regelmäßig die eingesetzten kryptographischen Verfahren. Diese Verfahren werden zudem ständig an den aktuellen Stand der Technik angepasst.

Interoperabilität

Ein digitales Gesundheitssystem braucht technische Standards. Denn ein nationaler – und europäischer – Datenraum braucht gemeinsame Vorgaben für Datenmodelle, Datenkommunikationswege und ein einheitliches Verschlüsselungssystem für möglichst viele Informationen. Nur so kann das Zusammenspiel zwischen Patienten, Leistungserbringern, Krankenkassen und vielen anderen Akteuren effektiv funktionieren. Damit wird auch die Grundlage für internationale, datengesteuerte Anwendungen geschaffen, denn Krankheiten kennen keine Grenzen.

Gesundheitsnetz digital

Aktuelle Anwendungen

Kommunikation im medizinischen Bereich (KIM)

In der Vergangenheit war die Kommunikation zwischen Ärzten, ob per Post, Fax oder auch nur per E-Mail, oft mit einer Verzögerung verbunden. Analoge Dokumente mussten in zeitaufwendigen Prozessen digitalisiert werden, um die Daten in der Software der Arztpraxis verfügbar zu machen. Durch den Einsatz von KIM können nun wichtige Informationen wie Befunde, Entscheidungen und Röntgenbilder schnell ausgetauscht werden und sind bei Bedarf jederzeit verfügbar. So wird Gesundheitsmanagement mit KIM zu einer Teamleistung.

Notfalldaten

Der Einzelne kann wählen, ob er Notfalldaten auf seiner Krankenversicherungskarte gespeichert haben möchte. Diese Daten können in einer Notfallsituation nützlich sein. Ärzte, Zahnärzte und ihr Personal sowie bestimmte andere Angehörige der Gesundheitsberufe (z. B. Rettungssanitäter) können dann auf diese Daten zugreifen und sich so schnell einen Überblick über Vorerkrankungen und mögliche medizinische Zusammenhänge verschaffen.

Elektronischer Medikationsplan

Der Patient kann wählen, ob er Informationen über seine Medikamente als elektronischen Medikationsplan auf seiner Krankenversicherungskarte gespeichert haben möchte. So sind Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten und Apotheker jederzeit umfassend über die Medikation ihrer Patienten informiert. Mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten können berücksichtigt werden.

Online-Abgleich der Versichertenstammdaten

Mit dieser Anwendung kann online geprüft werden, ob die administrativen Daten eines Patienten auf seiner elektronischen Krankenversicherungskarte aktuell sind und ob er bei einer gesetzlichen Krankenkasse gemeldet ist. Die Informationen können dann bei Bedarf aktualisiert werden. Zu den Verwaltungsdaten eines Patienten gehören Name, Geburtsdatum, Adresse und Versicherungsstatus. Dieser Online-Abgleich ist beim ersten Arztbesuch im Quartal obligatorisch.

Elektronische Gesundheitsakte

Die elektronische Gesundheitsakte (ePA) ist eine für Patienten bestimmte Akte, die ihnen erstmals einen transparenten Überblick über ihre Gesundheitsdaten gibt. Sie ist freiwillig und kostenlos. Wenn Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen den Dienst nutzen möchten, können sie sich seit Anfang des Jahres an ihre Kasse wenden. Jeder Patient kann mit seiner Akte seine Gesundheitsdaten allen an der medizinischen Behandlung Beteiligten zur Verfügung stellen – seien es Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten oder Apotheker. Es ist möglich, von jedem beliebigen Ort aus auf die in der ePA gespeicherten Dokumente zuzugreifen und sie zwischen den verschiedenen medizinischen Einrichtungen wie Arztpraxen und Krankenhäusern auszutauschen. Alle medizinischen Dokumente stehen immer dann zur Verfügung, wenn die Daten von den Ärzten für die Behandlung der Patienten benötigt werden, so dass die Beteiligten einen Einblick in die bisherige Behandlung erhalten und eine individuelle Therapieentscheidung treffen können. Die Eingabe von Daten in die Akte ist auf unterschiedliche Weise möglich: Der Patient kann Dokumente selbst hochladen, lokal speichern oder auch aus der Akte entfernen. Auch das medizinische Personal kann die Daten in der ePA ergänzen –auch ohne Anwesenheit des Patienten. So muss der Patient nicht mehr in die Arztpraxis oder das Krankenhaus zurückkehren, nur um beispielsweise nach einer Blutuntersuchung die Laborergebnisse in seine ePA eintragen zu lassen.

E-Rezept

Elektronische Verschreibungen werden bald verfügbar sein. Ab Januar 2022 wird es einfacher sein, Rezepte zu erstellen, vorzulegen und zu bearbeiten. Das wird den Versorgungsalltag für alle Beteiligten verbessern, denn durch elektronische Rezepte haben die Mitarbeiter in Arztpraxen und Apotheken mehr Zeit, sich auf ihre Patienten und Kunden zu konzentrieren. Die Patienten werden die Möglichkeit haben, flexibler mit ihrer Medikation umzugehen und aktiv an ihrer Behandlung mitzuwirken. Der Patient kann selbst entscheiden, ob er sich sein Rezept auf sein Smartphone schicken lassen oder es als Ausdruck mit einem 2D-Code erhalten möchte.

Wie wir helfen können

dimater ist ein erfahrener Partner für intelligente Software und SaaS Lösungen für Pharmakonzerne, Krankenkassen und Dienstleister der Gesundheitsbranche. Im Auftrag von Unternehmen betreiben wir mit Sitz in Leverkusen Software-Entwicklungen und stellen diese den Akteuren im Healthcare Bereich direkt als Cloud-Service zur Verfügung. Unser Service beinhaltet zudem die zentrale Durchführung von Wartung und Upgrades der Anwendersoftware sowie vereinfachte und verbesserte unternehmerische IT-Prozesse.